Eine Lanze brechen für den Journalismus
Oft gescholten und dennoch muss ich eine Lanze für guten Journalismus brechen! Viele Menschen können schöne, gute und informative Texte schreiben und auch aktuelle Geschehnisse kommentieren – Aber was Journalismus ausmacht, mag ich hier kurz erzählen.
Auch hier des Disclaimer: Dies ist keine Beratung, Schulung oder irgendwas. Es sind Ergüsse zu einem Thema, die anregen sollen selbst nachzudenken und eigene Schlüsse zu ziehen.
Nicht jeder, aber doch recht viele können schöne Texte schreiben, oder informative Texte. Sogar manch Kolumne würde man sich zutrauen. Nur wie realitätsfern ist das am Ende? Denn es gibt natürlich einen Punkt, den die meisten vergessen: Das Studium „Journalismus“.
Es gibt in diesem Studium eine geballte Ladung Wissen:
Im Ersten Teil lernen die Studenten (ne, soweit, dass ich jetzt gendere geht es hier dann doch nicht!) Grundlagen über Interviews, Recherche, Das Texten und Gestalten sowie Grundlagen der Projektarbeit. Nebenbei gibt es noch Kummonikationswissenschaftliche Fächer: Mediensystematik, Kommunikationsforschung, etc. Hier ist noch iffen, in welche Richtung es später gehen soll: Funk, Fernsehen, Digitale Medien, etc…
Dann geht es weiter mit einem Praktikum.
An schließend findet die Spezialisierung statt auf ein Themengebiet, z.B. Digitale Medien.
Abgeschlossen wird das Ganze dann durch eine Bachelorarbeit und wer mag, kann darauf auch einen Master aufsetzen.
Ja, wenn die Fächer einem liegen, ist das ein recht freies Studium. Aber wir wollen hier nicht die „Behürdung“ bewerten , also ob das eher einfach ist, so einen Abschluss zu erhalten.
Es geht ums Prinzip und da ist es nunmal so, egal was man später auch draus macht: Prinzipiell bietet diese Ausbildung einen klaren Vorteil, der die Qualität von Inhalten maßgeblich über die eines Laien hinaus bringen kann:
Es werden Inhalte systematisch erfasst, beurteilt und vor allem durch Methoden betrachtet, die geeignet sind diese Inhalte auf Wahrheit, Akzeptanz und Realitätnähe hin zu untersuchen.
Ein Stückchen Lanze hat der Ritter natürlich noch in der Hand, denn gute Grundlagen sind hinreichend gute Inhalte zu generieren – Sie sind aber nicht genügend! Der Vorsprung kann sogar komplett aufgefressen werden, wenn eine persönliche „Blendung“ vorliegt, also ein BIAS. Dann kommt es gerne zu Zirkelschlüssen und am Ende wird eine falsche Erkenntnis als der Weisheit letzter Schluss postuliert, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Das sehen wir seit geraumer Zeit vermehrt.
Auch können die Grundlagen natürlich schädlich genutzt werden. Man weiß ja schließlich, wie Daten aufzubereiten sind und was man wie weglassen muss, um nicht zu lügen, aber dennoch den Schluss in eine entsprechende Richtung zu lenken.
Dies alles ist jedoch ein Wenn-und-Aber-Spiel! Denn Fakt ist, dass niemand von nicht geschulten Journalisten diese systematischen Grundlagen nicht besitzen und so zwar im besten Wissen und hoffentlich auch Gewissen handeln, wenn sie Texte veröffentlichen – Nur gibt es halt bei uns „Amateuren“ notwendigerweise Richtigstellungen und auch den einen oder anderen Widerspruch. Man könnte auch sagen, was ideologischen Journalisten und teilweise absichtlich unterjubeln passiert dem Amateur leider zufällig. Das Gemeine: Der Profi ist durch unsere Verfassung besonders geschützt. Auch wenn er absichtlich handelt, so beschädigt dies maximal seine Reputation. Wenn ein Laie sich öffentlich äußert, so ist er nicht als Presseorgan geschützt, sondern lediglich durch das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und dieses wird stets vor Gerichten gegen andere Grundrechte bzgl. der Persönlichkeit abgewogen. Das Presserecht einzuschränken ist dabei ein nahezu unmögliches Unterfangen.
Wir Laien jedoch müssen vorsichtig sein und auch das Erwerben einer dubiosen „Pressekarte“ macht uns noch lange nicht zum Profi mit dem besonderen Schutz. Ein anderes Beispiel aus anderer Ecke: Neben der Presse, ist auch die Kunst besonders geschützt. Som kommt es, dass bei absolut gleichwertiger Härte der Aussagen ein Böhmermann mit mehreren hunderttausend Euro entlohnt weiterhin sein Gift im ÖRR versprühen kann und ein „Love Priest“, alias Tim Kellner muss eine Strafe bezahlen. Die Inhalte sind auf beiden Seiten hart und stoßen regelmäßig mit den Persönlichkeitsrechten dritter zusammen. Der redputierte Profi hat jedoch von vorn herein einen Bonus, während ein sich selbst aufgebauter Youtube-Künstler hingegen in der Beweispflicht scheint.
Somit kann ich, falls einer von Euch mal in die Lage kommt und einen Skandal aufdecken will, eigentlich nur davon abraten dies auf eigene Kappe öffentlich zu tun. Wenn ihr euch an einen reputierten Journalisten wendet, für jede politische Ecke gibt es ja bestimmte Ansprechpartner, so steht Ihr unter Quellenschutz und der Journalist ist als Profi unter sehr harten Schutz unserer Verfassung, selbst wenn er irren sollte. Ja, es kann den einen oder anderen Laien zu Ruhm verhelfen selbst aktiv zu werden, die allermeisten Fälle werden jedoch darin enden, dass ihr bankrott geklagt werdet von den Anwälten der Macht, die ihr als kleine Privatperson angreifen wollt. Ein gutes Beispiel gibt es immer wieder aus der Musikindustrie, die da einen Kurs fährt auch Unrecht einzuklagen.
