Gewichtsangaben Wohnmobile
Nicht jeder weiß, wie er die vielen Gewichtsangaben zu deuten, die bei der Konfiguration vom Hersteller angegeben werden. Wenn ein Händler dann verkaufen will, geht so manch 3,5t Fahrzeug an die Kunden, welches viel zu schnell am Limit ist und dann überladen bewegt wird. LIES WEITER, wenn Du ein wenig Durchblick brauchst!
Angaben vom Hersteller
Das sieht in einer Konfigurationsübersicht so aus:

Was denken nun viele? Korrekt: Mein Fahrzeug wiegt, wenn es an mich ausgeliefert wird, 2962 kg und ich kann somit ne gute Tonne zuladen. Das ist ein dramatischer IRRGLAUBE!
Zuerst einmal: Korrekt ist, dass dieses Fahrzeug eine ZGM (Zulässige Gesamtmasse) von 4,1t oder 4100 kg hat. Mehr darf es auf keinen Fall auf die Waage bringen, sonst drohen Strafen. Warum auch Strafen drohen, wenn ihr unter diesem Gewicht bleibt, erzähle ich euch zum Schluß nochmal! Hier geht es jetzt weiter:
Die Masse im Fahrbereiten Zustand bedeutet die Masse des fahrbereiten Fahrzeugs in der Basiskonfiguration (!) plus einem „Normfahrer“, der mit 75kg angenommen wird. Dann kommen in unserem noch 20 Liter = 20 kg hinzu, weil ein einsatzbereites Fahrzeug normiert auch 20 Liter Wasser für ne ordentliche Klospülung braucht – Hä? NICHT NACHDENKEN, irgendsowas haben sich die Jungs wohl gedacht. Es ist halt, wie es ist. Dann noch rund 19kg für ne Gasflasche aus Alu. Ja, kann man kaufen…. muss man aber Geld für über haben. Dass der Motor mit Öl befüllt ist, ist klar. Aber der Tank ist nicht voll! Denn der Serientank (beim Sprinter wären dies 80 Liter rum…) ist zu 90% gefüllt. Jeweils größere Tanks, die man sich dazukonfigurieren kann, kommen also extra und warum keine 100% Tankfüllung angenommen wird – Fragen über Fragen und ein Fakt: Es ist, wie es ist: Da fehlt doch noch was?!
Ja, also mal davon abgesehen, dass die wenigstens nur 75kg wiegen – Also so ein 2/3 Fahrer berechnet wird, fehlen noch DIE GANZEN AUSSTATTUNGSMERKMALE und deren Gewicht! Sehr, sehr schwer sind dann: Ein Hubdach mit Bett (so 150kg) oder ein dickes Autarkiepaket mit viel Batteriespeicher, Wechselrichter und Co. In unserem Fall oben, die Konfiguration eines HYMER ML-T Allrad, müssen wir in der Tat den Taschenrechner rausholen, sonst können wir nicht wissen, was am Ende auf der Waage steht!
Kein Witz, denn die Realität wird uns hier nicht gezeigt und da kann der Hersteller nichts zu! Denn: Das ist gesetzlich so gewollt, geregelt und gewünscht. Soll besser sein. Übersichtlicher. WAS? WTF?! Korrekt – Aber Aufregen lohnt ist, wieder ist es, wie es ist. Wir Rechnen:
Insgesamt können wir 773kg Zubehör in dieses Wohnmobil reinkonfigurieren. (Herstellerseitig festgelegte Masse für Dingens…). Wir sehen auch: Wir haben noch Luft, es verbleiben nämlich davon in diesem konkreten Fall: 235kg. Sagt uns so GAR NICHTS, wir müssen rechnen: 773kg (stehen insgesamt zur Verfügung für Zubehör) MINUS: 235kg (Diesen Rest haben wir nicht verbraucht) Macht unterm Strich: 538kg.
Jetzt haben wir ermittelt, was wir zur Masse im Fahrbereiten Zustand noch HINZUADDIEREN müssen, nämlich mal eben ne halbe Tonne. Wer dies vergisst, wird am Ende eventuell vor einem unlösbaren Problem stehen. Wir sind somit bei einem Gewicht von 2962kg PLUS 538kg ziemlich genau 3,5 Tonnen. Was somit nicht mehr geht, das liegt eineindeutig auf der Hand und sollte jedem klar werden: Ein Allradwohnmobil ist kaum sinnvoll unter 3,5t zu realisieren. Aber noch eine Erkenntnis: Es bleiben bei einem ausgewachsenen Reisemobil dieser Art auch „nur“ 600kg Zuladung über.
Ich wollte ja noch einen Punkt ansprechen: Überladen obwohl die ZGM eingehalten wird. Ihr legt also unter 4100kg und freut euch. Habt euch sogar auf irgendeiner Waage gemessen. Dann Polizeikontrolle und ein böses Erwachen: Eure Zuladung sorgt (dies kommt sehr häufig vor bei Wohnmobilen mit großer Heckgarage!) für eine ÜBERLADUNG der HINTERACHSLAST! Denn in unserem Fall hat die Hinterachse eine maximal zulässige Achslast von 2430kg. Vorne sind es 2000kg. Insgesamt ist aber dennoch auf 4100kg begrenzt, also einfach mal addieren geht auch hier nicht! Zurück zum Thema: Die Hecks sind mehr oder weniger lang. Es wirken Hebelkräfte und sorgen dann dafür, dass die Hinterachse schnell überladen ist und dies ist ebenfalls ein gravierender Verstoß und zwar zurecht: Das Fahrverhalten und die Sicherheit von Fahrzeugen, die überladen sind, nimmt potentiell mit dem Gewicht der Überladung ab! Dies bedeutet, euer Grenzbereich sinkt. Wer überladen fährt, eventuell noch mit nicht optimaler Bereifung (AT Reifen), der wird in Situationen, wo der leichtgewichtitge Kastenwagen absolut wie auf Schienen fährt, in den Grenzbereich geraten. Dies ist ein Problem…. und bei Überladung verstehen die Polizisten auch keinen Spaß. Allerdings drohen nicht all zu hohe Strafen und wer 10% überlädt, der darf in Deutschland zumindest sogar weiterfahren. Ein Fehler in der Gesetzgebung? Na ja, soweit wollen wir mal nicht gehen! Aber denkt bitte daran:
ERSTENS
Die „Masse im Fahrbereiten Zustand“ ist NICHT DAS, was ihr betrachten müsst, um eure persönliche Beladung abschätzen zu können! Ihr müsst ermitteln, was euer Zubehör in etwa wiegt und diesen Wert auf die Masse im fahrbereiten Zustand hinzurechnen! Dann gucken, was ihr und eure Mitfahrer in etwas wiegen… und dann kann man gucken, was man so in etwa zuladen darf.
ZWEITENS
Auch wenn ihr eure ZGM, die zulässige Gesamtmasse, einhaltet: Wenn ihr eine ACHSE überlastet, ist auch dies ein Verstoß und wird geahndet, als ob ihr das gesamte Fahrzeug überladet. Wo ihr eine Gewichtsgrenze überschreitet ist also egal. Dazu gibt es DREI Möglichkeiten: Ihr haltet die Achslasten ein, seid aber insgesamt drüber und wiegt z.B. 4,3 Tonnen statt 4,1 Tonnen. Oder ihr liegt an der Vorder- oder Hinterachse drüber. In jedem Fall ist drüber = Strafe.
Abschließend noch was?
Ja: Die TOLERANZ auf dem Papier. Wenn ihr nun meint, diese nun ermittelten 3,5 Tonnen bieten euch ausreichend Sicherheit – JAEIN. Denn der Hersteller behält sich bis zu 5% Plus/Minus vor. Wenn er zu schwer gebaut hat, dann könne weitere hundert Kilo Zuladung verloren gehen. In der Großserie ist dieses Risiko gering, in der Manufaktur hingegen durchaus einzubeziehen.
So, das war es zu dem Thema.
