„Du Kasten!“ – Oder welcher WoMo Typ passt für wem?
„Du Kasten!“ – “ Ich geb Dir gleich Kasten!“ … und wenn es sich um einen Wohnmobilhändler handelt, dann gibt er ihn Dir sogar sehr gerne 😉 ABER: Ist ein Kastenwagen auch der Richtige WoMo Typ für Dich?
Worum geht es hier?
Es gibt viele Kriterien, nach denen man ein Wohnmobil aussuchen sollte. Ich kann hier gar nicht alles erzählen und das kann so richtig auch keiner: Nicht umsonst wechseln auch die Enthusiasten immer mal wieder nach einigen Jahren ihr Wohnmobil – Oder halt auch nicht. Nur eines sollte man sich vorher überlegen: Welcher Typ soll es werden und was gibt es da und wer greift in der Regel zu welchem Typ?
Die verschiedenen Typen im Vergleich

Der „Urbancamper“ oder „Bus“
- Bei einer Höhe deutlich unter 2,50m passt ein Urban Camper unter die Höhenbegrenzungen, die andere Wohnmobile aussperren sollen.
- Ein Urban Camper gilt als ganz normales Auto (OBACHT! Im Ausland (Griechenland!) mitunter ANDERE Regelungen!)
- Urban Camper wiegen quasi nie oder sehr selten über 2,8t, so dass ein Parken auf dem Gehweg möglich ist, wo erlaubt…
- Nicht nur ein Bus, wie der T6 kann zum Urban Camper ausgebaut werden. Üblich sind Touran, Sharan, Galaxy oder Caddys… bis hin zum Ausbau von echten Kleinwagen und sogar Microcars! Hauptsache man kann (individuell natürlich unterschiedlich…) ausgetreckt, eventuell nach Umbau drin schlafen.
- Oft gibt es KEINE TOILETTE an Bord! Dies ist ein großes Problem, da Wildpinkeln schon zur Belästigung von Locals wird, aber regelrechtes Zukoten von Natur ist absolut zerstörerisch für unser aller Hobby! ALSO: BOXIO baut z.B. Toiletten in Euroboxen ein, auch Trenntoiletten. Oder packt euch wenigstens ein Porta Potti ein.
- Info: Öffnet ihr bei einem Urban Camper, wie z.B. dem VW Bus „California“ das Hubdach zum schlafen, zeigt ihr mitunter Campingverhalten, zumindest aber werdet ihr nachweislich zum „Camper“ und wo das Schild „Camping verboten“ steht, könntet dies euch angreifbar machen.
- Ansonsten verbietet es KEIN GESETZ in seinem Auto zu schlafen. So man dies überhaupt sieht: Es gibt „Camouflage Urban Camper“, wo keiner mitbekommt, dass drinnen einer pennt. Sieht aus, als parkt da ein Auto.
- Gut für Individualisten, ungeeignet für Familien und Pärchen sollten sich dolle lieb haben. Platz ist kaum, der Schwerpunkt von Aktivitäten muss außerhalb des Fahrzeugs liegen. Youtuber und andere Nomads benutzen diese Fahrzeuge ebenso gerne, wie Erlebnishungrige: Diese Fahrzeuge sind überall abzustellen, wo es normalen Autos auch erlaubt ist. Drin Schlafen ist in DL nicht verboten und anderswo meist auch nicht. Man ist auch vor schwerem Wetter geschützt und oft werden diese Fahrzeuge als Upgrade nach einem Dachzeltdasein gewählt.
- Selten für niedrige Temperaturen geeignet? Na ja: Ja nach Schlafsack… Geheizt wird meist mit Standheizung. Obacht: Die zieht Strom aus dem KFZ-Akku! Aufbauakkus sind selten. Meistens werden stattdessen s.g. „Powerstations“ eingesetzt.
Der Kastenwagen
- Der am häufigsten gewählte Typ Wohnmobil – Extrem Populär.
- Diese Fahrzeuge sind meistens (!) unter 3,5t Gesamtgewicht zugelassen und somit KEINE LKW! (Führerschein und Zusatzpflichten entfallen… kann wie ein PKW bewegt werden, aber obacht: GILT eineindeutig als Camper und wo das Schild steht: „NO CAMPING!“ ist man eindeutig mit gemeint!)
- Es gibt hier die größte Auswahl an Grundrissen und Basisfahrzeugen, vom am häufigsten verbreiteten FIAT Ducato, bis hin zu Allradmodellen der Spinterserie. Neupreise sind ab 55.000€ bis hin zu… eigentlich OPEN END vorhanden. (Realistisch gibt es Seriennahe Fahrzeuge von s.g. Individualausbauern, die regelmäßig auch über 200.000€ auf die Goldwaage bringen!) – Es gibt also günstige Modelle für Einsteiger, aber auch absolute Spezialanfertigungen.
- Die Kastenwägen passen meistens nicht unter die Höhenbegrenzungen hindurch… also: Eigentlich nie.
- Kastenwägen wiegen eigentlich immer über 2,8t und dürfen somit auch nicht auf Gehwegen abgestellt werden.
- Kastenwägen sind schwer „Incognito“ zu betreiben, sind also nicht so wirklich sneaky einzusetzen.
- Man hat mehr Platz. Es gibt mindestens genug für Pärchen, Kastenwägen bieten schon ausreichend Raum für mobile Büros und Mobilarbeit und natürlich ausreichend Platz, um einiges an Zubehör zu verstauen.
- Kastenwägen haben sehr häufig (quasi immer) ein eigenes Bad, also zumindest ein Klo integriert. Oft auch eine Dusche und natürlich eine fest eingebaute Kochmöglichkeit. Sie gelten somit quasi überall auch als „Wohnmobil“. #
- Die meisten Kastenwägen wiegen unter 3,5t, was zumindest in DL einen Geschwindigkeit „OPEN END“ erlaubt. Sprinter erreichen dann auf freigegebener Strecke auch mal 170 km/h. Üblich sind durchaus Reisegeschwindigkeiten von 150 km/h, wobei dann um die 11l Diesel fällig werden… Ducato wie Sprinter lassen sich moderat aber auch deutlich unter 10 Liter betreiben.
- Gerne genutzt und sehr gut geeignet für Digital Nomads wie Youtuber oder Projekttagelöhner und natürlich als Freizeitmobile für Reisende Pärchen. Mit besonderer Zusatzausstattung (Klappdach mit extra Bett, Dinettumbausystemen, etc…) auch für kleinere, junge Familien geeignet.
- NICHT so wirklich geeignet, um wirklich darin zu wohnen und auszusteigen, wobei Puristen das aber durchaus tun und auch gerne auf Socialmedia Kanälen präsentieren. Es ist aber deswegen so erfolgreich, weil jeder „Normalo“ bewundert, mit wie wenig diese Lebenskünstler auskommen.
- Kastenwägen sind selten gut isoliert. Wintereinsatz braucht Heizungseinsatz und Isoliermatten.
- Heizungen werden fast immer verbaut. Meistens Gasheizungen. Sinnvoller, aber wartungsintensiver sind Dieselheizungen. Es gibt daher auch Gasfreie Fahrzeuge.
- Die Sicherheit: Voller Faradayscher Käfig (mit Abstrichen… obacht bei arg zersägten „Dachfensterpalästen“!) – Ganz aus Blech (mit Fenster…obacht!) und dadurch mit allen sicherheitsmerkmalen des Basisfahrzeugs. Auch mit Airbags und Assistenzsysteme.
Ich würde übrigens ausgebaute Feuerwehren und Fahrzeuge auf LKW Chassis, trotz ihres „VAN“-Charakters jetzt nicht zu den Kastenwägen zählen. Fakt ist: Ein VAN ist oft noch nicht als „Weißwahre“ verschrien,… der Farbe geschuldet: Was der Basisfahrzeughersteller hergibt, kann in der Regel auch bestellt werden. Teures Folieren ist nicht nötig, aber sinnvoll bei den Offroadmodellen (Lackschutz).
Der Teilintegrierte
- Sie kommen bzgl. Beliebtheit auf Platz 2 und sind kaum minder populär wie Kastenwagen, aber doch… es gibt einen Abstand.
- Je nach Ausstattung ist es durchaus nicht unüblich unter 3,5t Gesamtgewicht zu bleiben und so noch nicht als LKW zu gelten!
- Obacht: Die meisten dieser Fahrzeuge fahren leider ÜBERLADEN durch die Gegend… vor allem was die HINTERACHSE angeht! Der Schwachpunkt beim Zuladen ist also die Hinterachslast.
- Modelle über 3,5t sind sehr sinnvoll, haben aber den Nachteil: Es sind LKW! Geschwindigkeiten, Zusatzregeln (Überholverboten, Mitführen von Lampen, Tafeln, etc…) BETRIFFT DICH DANN! Auch brauchst Du für die beliebte 4,1t Klasse mehr als nur einen PKW-Führerschein. Das bleibt auch so nach neuem EU-Recht, da 4,1t nur für Elektrofahrzeuge auch mit PKW gefahren werden dürfen. Andere Fahrzeuge – Sonderführerschein! Da kann man auch gleich den Cx machen.
- Ausreichend Platz in einer quasi immer vorhandenen „Hackgarage“. Mehr Platz im Innenraum
- Massive Vielfalt vom günstigen Einstiegsmodell deutlich unter 50.000€ bis hin zu Reiseheimen OPEN END. Das teuerste Serienmodell ist derzeitig wohl der Hymer „Venture S“ – Ein Allradmodell auf Sprinter mit sehr, sehr origineller Ausstattung. Fängt bei 250.000€ an… Ist also für jeden etwas dabei, denn:
- Dominieren den Gebrauchtwagenmarkt, aber mit verbleibend hohen Preisen – Schnäppchen aber nicht ausgeschlossen.
- Für Pärchen oft ideal. Heutzutage dominieren „Längsbetten“ und Bäder mit Dusche, die auch wirklich benutzbar sind.
- Durch diverse Hubbettenlösungen durchaus Familiengeeignet. Zumindest für junge Familien.
- Noch relativ Sicher: Das Fahrerhaus ist vom Originalfahrzeug erhalten, also mit Airbags und Assistenzsysteme und aus Blech mit allen Sicherheitsmerkmalen der Serie.
- Modelle unter 3,5t – Fahren wie ein PKW… gasgeben und freuen, Strafen sind wie beim PKW… Obacht: Ab 3,5t wird es teurer und eingeschränkter.
- Wird auch „Weißware“ genannt, da meist Serienmodelle in der Farbe weiß produziert werden. Folieren ist daher durchaus „IN“ – Aber oft nicht so sinnvoll… denn: Weiß erhitzt sich im Sommer nicht stark. Serienmäßig nicht weiß lackierte Modelle wiegen oft mehr, denn damit die Farbe bei den wesentlich höheren erzielten Oberflächentemperaturen nicht bersten, müssen spezielle Grundierungen aufgetragen werden. Beim Hymer ML-T 580 etwa sind die einige zehn Kilogramm! Also: Obacht, was man tut, um nicht als „Weißware“ angeschaut zu werden 😉
Alkovenmodelle
- Eigentlich wie der Teilintegrierte, daher: Sonderform eines Teilintegrierten.
- Hat die markante „Rhinonase“ vorne über dem Fahrerhaus. Dort befinden sich meistens zwei Betten drin!
- Wahre Raumwunder. Es gibt auch extrem wertvolle Weltreisemobile in dieser Bauform mit einem Platzangebot, das über monate hinweg befriedigt!
- Rundsitzgruppe hinten, oft mehrere Schlafplätze, min. 4 immer möglich – Auch für größere Familien in einigen Modellen 6 Schlafplätze.
- Sehr hoher Spritverbrauch und obacht: Meistens höher als 3m – Kann bei Maut und Fähre teurer kommen.
- Gewicht: Bei mehr als 2 Personen ist die 3,5t Grenze SELTEN (aber natürlich möglich, man muss drauf achten!) einzuhalten.
- ABSOLUTE RAUMWUNDER.
Vollintegriert Modelle
- Hier ist die Sicherheit nicht mehr die Priorität. Das Fahrerhaus wurde komplett durch einen durchgehenden Aufbau ersetzt. Das schafft Raum und es ist eine sehr gut isolierte Kabine möglich, die auch im winter oder klimatisiert im Sommer hohen Komfort bietet!
- Werden vollintegrierte Modelle sehr groß, nennt man sie gerne auch „LINER“ und wenn sie besonders teuer werden, sprechen wir vom „Luxusliner“.
- Oft sind diese Modelle von einem anderen Stern… die „Babyliner“ (Knaus VAN I Reihe) mal außen vor. Im Inneren wird Wert auf hohen Komfort und Luxus gelegt.
- Selten gibt es Abenteuertaugliche Modelle. Gediegenes Reisen ist eigentlich der Sinn und Zweck – Mit Ausnahmen! Es gibt erste 6×6, 8×8 oder auch kleinere 4×4 Vollintegrierte, aber meist nur im Einzelausbau. Die großen Schiffe sind meistens „Weißware“.
