Walkenried
Das einstige Zisterzienserkloster Walkenried gehört seit 2010 zu den UNESCO Weltkulturerbestätten im Harz und reiht sich so in die Liste hinter dem Bergwerk Rammelsberg, sowie der Altstadt von Goslar und dem Oberharzer Wasserregal ein.
Bedauerlicherweise erhielt diese doch recht bedeutende Stätte keinen permanenten Stempel der Harzer Wandernadel. Ein Besuch lohnt natürlich dennoch!
Das Kloster – Steckbrief
- Errichtet wurde das Kloster 1127 als Stiftung der nach einer Pilgerreise geläuterten Adelheid von Walkenried als drittes Zisterzienserkloster in Deutschland.
- Die gotische Klosterkirche des Klosters, eine der größten Kirchen in Norddeutschland, wurde nach 80 Jähriger Bauzeit im Jahre 1290 geweiht.
- Mit dem 14. Jahrhundert setzte der Niedergang des Klosters ein – Wirtschaftlich, wie moralisch, so dass…
- … während der Bauernkriege im Jahre 1525 die Kirche massiv beschädigt wurde.
- 1556 – 1668 wurde die Anlage zu einer Lateinschule umgewidmet.
- Ab ca. 1670 wurde die Anlage nur noch als Steinbruch genutzt.
- Erst 1870 wurde dieses Treiben der Vernichtung verboten.
- 1876 begannen die erhaltenden Maßnahmen vor allem im Kreuzgang und der Klausur, einem einst nur gehobenen Ordensmitgliedern vorbehaltenen, besonders feudalem Bereich.
- 1977 fanden dann auf Geheiß der „Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz“ (Eigentümerin*Er) durch den Landkreis Osterode umfangreiche Renovierungsarbeiten statt, die auch von archäologischen Grabungen durch die Niedersächsische Denkmalspflege begleitet wurden.
- Seit 1983 finden „Kreuzgangkonzerte“ statt
- 2010 wurde das Kloster in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten aufgenommen
- Im Kapitelsaal fand 2016 die Installation einer neuen Orgel mit 1714 Pfeifen statt. Erbauer ist der Orgelbaumeister Jörg Bente (Bad Nenndorf).
- Im Herrenhaus der Klosterdomäne befindet sich seit 2020 das Welterbe-Info-Zentrum der UNESCO im Harz. (Eine Zweigstelle der Harzer Wandernadel ist auch in diesem Gebäude zu finden, wenn auch ohne eigenen Stempel können hier bis zum Wanderkönig Nadeln abgeholt werden. Ab Kaiserschuh muss man aber zur Haupstelle)
Einkehren „Futtern im Kloster“
Das kleine Kloster-Café bietet hausgemachten Kuchen, eine hervorragende Trinkschokolade und Kaffeespezialitäten. Negatives (Wie man z.B. unter Google findet), kann ich hier nicht bestätigen: Der Kuchen war absolut in Ordnung, der Kaffee frisch. Die Speisen am Nachbartisch sahen auch gut aus und Klagen wären mir nicht zu Ohren bekommen. Also meinerseits ganz klares: Geht in Ordnung. Preis Leistung stimmt, das Preisniveau ist im mittleren Bereich.
Link: https://www.kloster-walkenried.de/de/besuch-bei-uns/klostercafe.html
Telefon : 05525 – 1316
Gegenüber gibt es noch das „Bischofs-Eck“. Hier sind wir nicht eingekehrt, aber es war immer, wenn wir vorbei gekommen sind, gut besucht. Auf Nachfragen bei den Camping-Nachbarn, soll das Schnitzel mit Pommes wohl angesagt sein.
Link: http://www.bischoffs-eck.de/
Telefon: 05525 – 639
Eine Geschichte des Untergangs…
Die Mönche des Klosters trieben ab dem 14. Jahrundert ein eher gottloses Wesen! Sie trieben immer mehr Abgaben von den Bauern ein. Zehn weitere Säcke forderte der Abt und das vor dem Winter! Die Bauern wurden erstmals sehr zornig, auch wenn der Versuch der Befreiung vom Joch in Form der „Bauernkriege“ noch lange auf sich warten lassen würden. Dennoch wünschten sie dem Klerus, der „Blitz möge sie beim Schei*** treffen!“, denn obschon der Frage, was sie denn ihren Kindern zu essen geben sollen, antwortete der Abt: „Schafsköttel! Mir doch egal!“
Als wäre es göttliche Fügung, kam einer jungen Schäferin ein Einfall. Sie würden nicht Mehl, sondern jene Substanz, die als „Himmelsmehl“ in die Geschichte eingehen wird benutzen, um die existenzbedrohenden Abgaben zu entrichten. Mehl ist Mehl, sprach der Wurm! Die Schäferin führte die Bauern zu einer Wurzelbuche, wo ein mehlartiges Verwitterungsprodukt des Gipses zu finden war. Mit diesem Produkt, dem „Himmelsmehl“ wurde das Getreidemehl üppig gestreckt, so dass am Ende nicht nur die geforderten 10, sondern 11 Säcke beim Abt abgeladen wurden. Dieser freute sich nicht wirklich, meinte er doch, dass „Dieses Bauernpack ihn nur in den Ar*** kriechen wolle!“ und er es diesem Gesindel schon zeigen werde, indem er 12 Säcke fordern wird!
Dazu kam es aber nicht, denn während man im Dorfe hungerte, sich die Mönche aber am vom gestreckten Mehl gebackenem Brot überfraßen, Met in Strömen floss, band das Himmelsmehl im Darm zum steinharten Beginde ab, wodurch der Tod aller Gebete und Abführversuche trotzend Gottes Gerechtigkeit auf Erden brachte.
Es dauerte noch ein paar Jahre, bis solch Treiben die Bauern so erzürnte, dass über 500 Aufständische das Kloster am 3.5.1525 plünderten. Ein Zimmermann, der Kunst der Baustatik mächtig, wusste genau, wie man den Imposanten Bau zum Einsturz bringen konnte. Man nutze Pferdegespanne und stabile Tampen, die am Holzgewerk des Turmes zogen. Mit einem kräftigen Hieb durchschlug der Zimmermann den Stützbalg, was den Turm zum Einsturz brachte, ihn jedoch mit erschlug. Der eingestürzte Turm und vor allem das riesige, fortan beschädigte Dachgewölbe der großen Kirche boten keinerlei Schutz mehr vor Wind und Wetter, so dass die Kirche ab 1570 nicht mehr zu gebrauchen dem endgültigem Verfall gewidmet war und alsbald nur noch als Steinbruch diente, was die immensen Abtragungen und Beschädigungen des einstmals stolzen Gebäudes erklärt. Erst 150 Jahre nach dem Andauern dieses vernichtenden Treibens, wurde das Steinbrechen 1870 verboten und konserviert, was überhaupt noch zu retten war. Diese Reste sind heute aufbereitet und als Fragmente wieder errichtet zu bestaunen. Der Reichtum und die Gigantomanie des Kirchbaus lässt so noch gut erahnen. Auch lassen sich noch die über 50 Teiche bewundern, die die Mönche einst anlegten.
Aus den Bauernkriegen wurde übrigens nicht viel, außer dass am Ende um die 75.000 Menschen starben. Es wurden die „Zwölf Artikel von Memmingen“ als Forderungen verfasst, die es im Aufstand durchzusetzen galt. Darunter: Pfarrer sollen gewählt werden, die Freiheit des Einzelnen ist Gottes Wille, Frondienste sollen sich in Grenzen halten, Rückerstattung von Wiesen und Wäldern und Besitzrechte für Bauern und niedres Volk.
Etliche Bauern wurden in Folge dieses Krieges geächtet und machten als Diebesbanden die Wälder unsicher. Wer die Waffe erhob wurde, da der Aufstand niedergeschlagen ward, der Reichsacht unterworfen und waren folglich vogelfrey.
Nur in wenigen Gebieten, etwa in Speyr, hatte der Aufstand ein paar wenige, positive Änderungen für die Bauern zur Folge. Meistens wurden die Zügel nur noch stärker angezogen von jenen, die in Klerus und Adel die mächtige Gabe der Befehlsherrschaft einfach besser bewaffneter Krieger erkauften… vom abgepressten Eigentum der Bauern, wohlgemerkt!
Geschichtliches: Wie ging es mit den Aufständen weiter?
Die Habsburger profitierten vom Niederschlagen der Bauernaufstände wie kaum ein anderes Geschlecht. Die Habsburger finanzierten mit Hilfe der Fugger ein immense Söldnerheer, mit dessen Hilfe eine nie dagewesene Repression auf Basis von Steuereintreibungen losgetreten wurden. Diese Eskalation wird auch „Innere Kolonialisierung“ genannt, aber die so erpressten Mittel dienten vor allem spanischen Konquistadoren zur Finanzierung des Völkermordes in den neuen Ländern jenseits des Atlantik. Es formierte sich die Basis des „Hammer- Kapitalismus“, Glaube und Macht wurden plutokratisch. Dies forderte die Reformation geradezu! Aber während sich Thomas Müntzer als Feldprediger auf die Seite der Unterdrückten stellte, zog es der Reformator „him self“, Martin Luther, vor auf Seiten der Landesherren sicher zu wähnen und vermehrt antisemitische Floskeln zu verfassen.
Bei Frankenhausen wurde dann der Niedergang der Bergleute, Bauern und Städter besiegelt: Die durch Fugger und Habsburger bestens bewaffneten Söldner schlugen ein Heer von Sechstausend bei lediglich ein paar dutzend eigenen Verlusten nieder. Luther dazu: „Ich möchte mich fast rühmen“, schrieb Luther 1526, als das große Schlachten vorüber war, „dass seit der Zeit der Apostel das weltliche Schwert und die Obrigkeit noch nie so deutlich beschrieben und gerühmt worden ist wie durch mich.“ – Alle Güter, die von den Bauern unter hohen Blutzoll den Peinigern entrissen wurden, wurden nicht zum Gemeingut umgewandelt, wie es der Pöbel wollte – Nein: Evangelische Landesfürsten konnten sich diese Güter unter Rückendeckung Martin Luthers einverleiben.
Die Aufstände schelten aber weiter. Es kam die Zeit der Täufer. Auch diese wurden solange verfolgt, bis jeder Traum auf eine gerechte, soziale Gesellschaft niedergeschlagen wurde.
Das Kloster Walkenried wurde daraufhin evangelisch, da keiner mehr recht Lust hatte sich dem drögen Mönchsleben zu verschreiben und so der Nachwuchs schlicht ausblieb. Bereits früh schickte sich das mächtige Kloster Kaisheim bei Donauwürth an, dass Walkenried bitteschön katholisch zu sein hat und nur vom Täuferpack gekapert wurde.
Es dauerte dann noch bis 1618, bis die dunkelste Zeit der europäischen Geschichte mit dem Prager Fenstersturz jede Menschlichkeit für 30 Jahre beiseite schob: Der dreißigjährige Krieg, an dessen Ende es keine Gewinner gab, nur verbrannte Erde und noch schwärzere Seelen. 1619 war es Kaiser Ferdinand, der die Rekatholisierung des immer sehr einflussreichen Klosters Walkenried forderte und so Walkenried in das Gemetzel jenes Krieges recht früh hinein zog mittels „Restitutionserlass“. Als Gustav Adolf, der Schwedische König, jedoch den Sieg der Katholiken 1631 bei Breitenfeld erfolgreich verhinderte, war es dann endgültig Essig mit den Wünschen der katholischen Liga aus Walkrenried wieder ein katholisches Kloster zu machen. Aber der abziehende katholische Konvent plünderte das Kloster nochmal ordentlich und nahm u.A. den „Walkenrieder Altar“ aus der Dürer-Zeit, der sich heute in der Nationalgalerie Prags wiederfindet. Es handelt sich um eine Passionsaltar aus 41 Tafeln, der 1499 im Auftrag der Pauliner Göttingens von Hans Raphon erschaffen wurde.
Aber die Alleinherrschaft der katholischen Kirche galt nach dem Westfälischen Frieden als beendet. Der keimende Zwist zwischen Habsburgern und Hohenzollern entlud sich und wendete das Blatt zugunsten Preußens und der Hohenzoller. Es wurde die reformierte Religion als gleichberechtigt im Reich aufgenommen. Diese Zeit gilt als kleiner Funke, der ab 1720 die Epoche der Aufklärung einleiten sollte, die sich ab 1700 unaufhaltsam Bahn brach.Unter Herrschaft der Hohenzoller legten manch Reformen den Grundstein zur Demokratie und Freiheit, wie wir sie heute kennen. Maßgeblich beteiligt: Friedrich der Große, oder auch der „Alte Fritz“ genannt. Toleranz und Offenheit waren natürlich nicht ganz uneigennützig. 1756 bis 63 kam es dann nach zwei Schlesischen Kriegen zum Siebenjährigen Krieg, einem der letzten „Kabinettskriege“, an dessen Ende fast 600.000 getötete Menschen standen. Es handelte sich um den ersten, globalen Krieg, der neben Indien, Nord- und Südamerika auch alle Weltmeere umfasste und mit Nichten nur eine Auseinandersetzung war, sondern vielmehr ein sich Entladen zahlreicher Konflikte.
Am Ende legte der Siebenjährige Krieg auch den Grundstein für den Amerikanischen Bürgerkrieg, da sich der britisch- französische Gegensatz natürlich auch in den jeweiligen Kolonien widerspiegelte.